Sonntag, 25. März 2018

Die Eroberung Jerichos in der Bibel - Mythos oder Geschichte?

Biblischer Jericho-Bericht
Gemäß der Bibel ließ Gott die Mauern Jerichos auf übernatürliche Weise einstürzen, so dass sein auserwähltes Volk diese Stadt bzw. Befestigung dann erobern konnte. Kaum ein biblischer Bericht ist von seiner Historizität umstrittener. Spricht wirklich alles dagegen, dass damals etwas Übernatürliches passierte?

"Ob absichtlich oder nicht - die Bibel irrt. Jericho hat es zur Zeit der angeblichen Schlacht gar nicht gegeben. Der Ort war unbesiedelt. Bis heute gibt es keinen archäologischen Beleg für die Zerstörung der berühmten "Mauern von Jericho" durch Josua im 13. Jahrhundert v. Chr.", so tönt ein Bericht von National Geographic. Stimmt das? Ist das Jericho ein Beispiel für eine märchenhafte Erzählung, die so nie stattgefunden haben kann und für die es keinerlei Indizien in der Archäologie gibt?

In einschlägiger bibelkritischer Literatur, teils auch in Bibelatlanten und -lexika, die auf den ersten Blick eigentlich nicht so wirken, als hätten sie zum Ziel, den Inhalt der Bibel infrage zu stellen, findet man zahlreiche Abhandlungen darüber, dass der Bibelbericht wenig historische Grundlage habe. Als Vorbemerkung sei erwähnt, dass dies seit der Zeit der Aufklärung schon vielfach in Bezug auf Bibelberichte behauptet wurde - oftmals wurde die säkulare Forschung eines Besseren belehrt, z.B. als archäologische Belege für die biblischen Personen Bileam und Belsazar gefunden wurden, die man vorher als eindeutig erfundenes Märchen deklarierte. Könnte es sein, dass es so auch mit dem Bericht über Jericho ist?

In Fritz Rieneckers Lexikon zur Bibel finden wir unter dem Stichwort Jericho z.B. folgende Informationen:
"Andere Forscher, die der konventionellen Chronologie und der Frühdatierung folgen, verweisen auf neue Keramikuntersuchungen, die eine Besiedlung J[ericho]s bis um 1400 v.Chr. belegen sollen. Dann sei J[ericho] durch Erdbeben und Feuer zerstört worden. Man weist auf archäologische Auffälligkeiten hin, die mit der Eroberung J[ericho]s durch Josua in Verbindung gebracht werden könnten. Während ein feindliches Heer gewöhnlich eine Stadt vor der Ernte angriff (um die Stadt schneller aushungern zu können), sind in J[ericho] viele Vorratskrüge voller Weizen gefunden worden. Die Belagerung der Stadt müsse also nach der Ernte erfolgt sein, wie es Jos 3,15 voraussetzt. Die Belagerungszeit könne zudem nicht lang gewesen sein, da die Krüge voll gefüllt waren; dies decke sich mit der biblischen Angabe einer 7-tägigen Belagerung (vgl. Jos 6,15-20). Normalerweise hätte jeder Angreifer eine eroberte Stadt geplündert und das wertvolle Getreide mitgenommen. Den Israeliten aber war es von Gott verboten, die Stadt zu plündern (vgl. Jos 6,17-19), was sich eben in den aufgefundenen Vorratskrügen dokumentiere."
Gleason L. Archer gibt in seinem Buch "Schwer zu verstehen?" auf Seite 200 ebenfalls eine Darstellung der Faktenlage, die dem oben zitierten National Geographic-Bericht schwer zusetzt und an seiner objektiven Sicht mehr als zweifeln lässt:
Ägyptischer Skarabäus
"Das Zeugnis des Friedhofs der Stadt IV bei Tell es-Sultan (das man allgemein für den Ort des alttestamentlichen Jericho hält) lässt recht überzeugend auf das Datum um 1400 v.Chr. schließen, was völlig mit dem für den Exodus übereinstimmt. Nach mehreren Jahren gründlicher archäologischer Untersuchung entdeckte John Garstang, dass von den vielen Skarabäen, die in den Gräbern dieses Friedhofs gefunden wurden, nicht ein einziger aus der Zeit nach Amenophis III. von Ägypten datiert (1412-1376 v.Chr.). Es kann unmöglich erklärt werden, warum die gefunden Kartuschen von allen späteren Pharaonen keine Skarabäen aufweisen, wenn die Stadt IV tatsächlich Mitte des 13. Jahrhunderts zerstört wurde (wie moderne Gelehrte heute im Allgemeinen vertreten). Warum fanden sich keine Skarabäen aus der Regierungszeit der vielen Pharaonen zwischen Amenophis III. und Ramses II.? Außerdem war unter den 150 000 Tonfragmenten, die auf diesem Friedhof entdeckt wurden, nur eine einzige Scherbe mykenischer Art. Da mykenischer Keramik ab 1400 nach Palästina importiert wurde, ist es schwer erklärbar, weshalb nahezu keine auf dem Friedhof der Stadt IB gefunden wurde, es sei denn, dieser Friedhof wurde gegen 1400 v.Chr. aufgegeben."
Die Bibel ist deutlich vertrauenswürdiger, als man sie im Allgemeinen wahrnimmt und hält objektivem Hinterfragen und Forschen jederzeit stand.




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