Donnerstag, 29. Oktober 2015

Neue Interpretation von Jehovas Zeugen zum Exil in Babylon

Die neue Interpretation der neuzeitlichen babylonischen Gefangenschaft


Auf der diesjährigen Jahresversammlung wurde von Stephen Lett, einem Mitglied der Leitenden Körperschaft, bekannt gegeben, dass sich die Interpretation der neuzeitlichen babylonischen Gefangenschaft geändert hat. Es ist ein sehr interessantes Thema und eine ebenso interessante Änderung.

  • Gemäß der Bibel wurde das israelitische von der damaligen Weltmacht Babylon ins Exil nach Babylon geführt. Dies dauerte gemäß den Büchern Jesaja und Jeremia 70 Jahre an und begann nach Ansicht der meisten Forscher im Jahr 586 vor Christus. (Jehovas Zeugen nennen das Jahr 607 v. Chr.). Der Grund für dieses Exil wird in der Bibel als Strafe und Läuterung wegen der schlechten Taten der Israeliten angegeben,
  • Jehovas Zeugen glauben daran, dass es für viele Ereignisse damaliger Zeit ein neuzeitliches Gegenstück gibt. Z.B. wird Israel, nachdem es vom mosaischen Glauben abgefallen ist, mit der heutigen Christenheit gleichgesetzt, die ebenfalls vom wahren Glauben abgefallen seien.
  • Zunächst glaubten Jehovas Zeugen, das Gegenstück zum babylonischen Exil Israels wäre während des ersten Weltkriegs gewesen, als es Jehovas Zeugen während der Kriegssituation besonders in den USA sehr schwer hatten (dort wurden ihre Schriften als hetzerisch verboten).
  • Dann dachte man, dieses Exil zur Läuterung des "Volkes Gottes" hätte in den Jahren 1918 und 1919 stattgefunden, als die Führung der Organisation, allen voran dem Präsidenten Judge Rutherford, Haftstrafen verbüßen mussten, 
  • Doch nun glaubt man, dass es von dem dem 2. Jahrhundert nach Christus bis 1919 dauerte. 

Dies klingt erstmal deutlich logischer als das Herumdoktern und Hinbiegen der Jahre 1914-1919. Interessanterweise trennt man sich damit weiter von Charles Taze Russel, der seit 2012 nicht mehr als Teil des in Matthäus 24 erwähnten "treuen und verständigen Sklaven" angesehen wird*. Russel hat mindestens mit seiner Interpretation der Cheops-Pyramide als Zeichen Gottes, das auf 1914 hinweisen würde, teilweise eigenartige Lehren verbreitet. Sehr beliebt ist auch die Theorie, dass er Freimaurer gewesen sei.

Wie bei der Erläuterung der neuen Interpretation gesagt wird, seien vor 1919 wahre Christen nicht als solche erkennbar gewesen. Man verbindet dies mit Jesu Gleichnis vom Unkraut und Weizen (welche man so lange zusammen wachsen lässt, bis der Unterschied erkennbar ist. Im Orient gab es weizenähnliches Unkraut, das erst bei der Ernte erkennbar ist.). Aber ab 1919 seien dann Jesu wahre Nachfolger, ja die wahre Religion, erkennbar gewesen.

Schön wäre es, denke ich mir. Damals wie heute sind Jehovas Zeugen von falschen Glaubenslehren und unangebrachtem Extremismus durchsetzt, die nach Ansicht der meisten Christen mit den Lehren Jesu einfach unvereinbar sind. Wenn Jehovas Zeugen trotz falscher Lehren das Volk Gottes waren - ist es dann nicht widersinnig, es jeder anderen Religion abzusprechen, auch aufrichtig Jesus Nachzufolgen und es nicht zwangsläufig schlechter zu machen? Ja es mag sogar Christen geben, die keine Zeugen Jehovas sind und dennoch Jesus gewissenhafter nachfolgen. Doch dieses Urteil wird Jesus eines Tages selbst sprechen und nicht die Zeugen Jehovas (und natürlich auch nicht ich).

Was sollen das denn für falsche Glaubenslehren und unangebrachte extremistische Ansichten sein? Auf diesem Blog finden Sie viele Artikel mit einem, so hoffe ich, aufrichtigen Abgleich von dem, was Jehovas Zeugen lehren und dem, was die Bibel wirklich darüber lehrt. Hier zwei Anlaufstellen:




Fußnoten


* Vgl. hierzu den Artikel: "Die Leitende Körperschaft der Zeugen Jehovas - eine biblische Vorkehrung?"

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