Diesen Artikel habe ich geschrieben, nachdem ich vor einigen Jahren das allererste Mal in meinem Leben eine Hochzeit bibelteuer/bibelzentrierter Christen besucht habe
Auf der Hochzeit christlicher Fundamentalisten
Äh ich meine natürlich wiedergeborener Christen
Ich selbst bin gar nicht so lange ein wiedergeborener Christ. Daher habe ich noch nie eine Hochzeit zweier bekennender Christen mit lebendigem Glauben miterlebt. Diese Erfahrung hat mich nachhaltig beeindruckt. (Mit "wiedergeboren" ist hier ein bibeltreuer, lebendiger Glaube ohne Zusätze gemeint, der das Leben des Gläubigen nachhaltig prägt und ihm die Gewissheit schenkt, ein Kind Gottes geworden zu sein.)
Pseudochristlich halb evangelisch, halb als Zeuge Jehovas aufgewachsen war ich als junger Erwachsener erst selbst einer, bis ich ausstieg. Übrig blieb ein Mensch mit kaum sozialen Kontakten und depressiven Phasen. Von der Persönlichkeit her eigentlich sehr wissbegierig und belesen, las ich über 2, 3 Jahre lang gar nichts mehr. Das Leben langweilte mich und hatte mich gebrochen. Vom Naturell her ein zum Atheismus neigender Skeptiker sah ich trotzdem zu viel in mir, in der Welt und in der Natur, das mich davon überzeugte, dass es etwas Höheres geben muss, dass wir nicht nur das Resultat atheistischer Zufallsmechanismen sind. Aber es erschien mir höchst zweifelhaft, das Alte Testament und die paulinischen Briefe für voll zu nehmen. Nur in den Evangelien, in den Worten Jesu, fand ich einen göttlichen Lichtstrahl, an den ich glaubte. Im Resultat war ich ein Christ ohne Frucht und wohl auch ohne echtem Glauben. (Interessanterweise betete bei meiner offiziellen Gemeindemitgliedschaftsaufnahme ein Bruder, S., dafür, dass er so dankbar ist, dass Gott mich mit diesem gewissen Grundglauben, den ich hatte, zu sich zog und Gott mich letztlich ein Suchender und Fragender bleiben ließ und mich nicht zum verbitterten Ungläubigen machte.)
Erst als ich feststellte, dass die gesamte Bibel wirklich Gottes Wort ist und es sogar einer rationalen Untersuchung und Hinterfragung standhält und dass ich nicht mein Hirn abgeben muss, um zu glauben, suchte ich Gott und er nahm mich an. Ich bekannte meine Sünden und lud Jesus Christus in mein Leben ein. Fortan änderte sich mein Leben. Ich hätte nie gedacht, dass ich freiwillig auf gewisse Dinge im Leben verzichten würde, nur weil ich meinem Vater im Himmel nahe sein will und ihn gefallen möchte. Aus einem fruchtlosen, irgendwie Gläubigen wurde ein wiedergeborener Christ, der Frucht brachte (also an dessen Leben sichtbar wurde, dass er nun ein neues Leben von Gott bekommen hat).
Und vor diesem Hintergrund ereignete sie sich also: Die erste wirklich christliche Hochzeit, die ich je erlebte. Ich will zumindest an dieser Stelle nicht darauf eingehen, wie Hochzeiten bei Jehovas Zeugen ablaufen, sondern mehr darauf, wie die Hochzeit zweier Wiedergeborener ablief.
Die Trauung fand in einem christlichen Gemeindegebäude statt, das einer bibeltreuen Gemeinde gehört, die bund- und blockfrei sind und von der Ausrichtung her irgendwo zwischen Baptisten und Brüdergemeinden angesiedelt werden könnte.
In der Predigt vor der Trauung ging es im Besonderen darum, wie der Glauben die beiden zu Trauenden verändert hat und wie sie für den Herrn brennen. Wie wichtig es ihnen war, dass der Partner auch gläubig ist und begeistert vom Glauben ist. Wie beide ein echtes Herz für Evangelisation haben. Dass sie Kommilitonen im Studium mit in die Gemeinde brachten. Mit Arbeitskollegen über das Evangelium sprachen. Bei Bibelverteilaktionen mitmachten. Wie sie durch ihre eigene Bekehrung geändert wurden. Ein Punkt im Leben, der eine echte Wende darstellte. Es ging um das biblische Bild von Mann und Frau (das im Rahmen des Gender Mainstreaming sicher sehr altbacken wirkt, aber gleichzeitig die heilsame Werte Gottes darstellt. Die Frau, genommen vom Mann, um ihn zu ergänzen. Der Mann, genommen von der Frau, dass er nicht mehr über sich selbst verfügt, sondern zu weiten Teilen von seiner Frau bestimmt wird (1. Kor. 7:4). Ein Paar, das verschmilzt, auch durch Sexualität, und das, wie es Gott selbst sagte, durch nichts mehr auseinandergebracht werden soll. Die gleichwertig sind vor dem Herrn. Wo die Frau vom Mann höher geschätzt wird, als er sich selbst sieht und wo der Mann von seiner Frau unterstützt wird, während er gemäß des Wortes Gottes eine Leitungsposition in der Ehe hat.).
Viele ungläubige Freunde und Verwandte waren da und hörten der Predigt und der danachfolgenden Trauung zu.
Braut und Bräutigam reichten sich die Hand und der trauende Mann und danach der Trauzeuge und die Trauzeugin beteten für das Paar. Um Segen für die Ehe, um Segen für die Feier, in voller Dankbarkeit Gott gegenüber.
Danach fand die Feier statt, wo ein großer Teil, wenngleich auch nicht alle, der beim Gottesdienst anwesenden Gäste eingeladen waren.
Obwohl es in der Gemeinde, wo die beiden herkamen und sich trauen ließen, keine Sanktionen, wie man sie von den Zeugen Jehovas kennt, gibt, verhielten sich alle Gäste äußerst zuvorkommend und angenehm. Viele Gespräche über den Glauben fanden statt, niemand betrank sich (auch wenn man sich problemlos hätte betrinken können). Jeder aß und trank und freute sich, wie es sein Gewissen zuließ. Der DJ legte die auf Hochzeiten übliche Musik auf. Offenbar ließ er bewusst Songs weg, die vollkommen unter der Gürtellinie sind und die man häufig auf "normalen" Hochzeiten hört. Aber es war kein auffälliger Unterschied feststellbar.
Nur sehr wenige rauchten, vielleicht etwas mehr als 5% der Anwesenden. Während hier angemerkt sein soll, dass bei einer Hochzeit von Zeugen Jehovas das Getuschel gleich sehr groß ist, wenn einer ein drittes Bier bestellt oder seine Krawatte zu früh abnimmt. Für mich stets eine Atmosphäre unangenehmer gegenseitiger Kontrolle. Diese fehlte auf dieser Hochzeit vollständig. Jeder schien sich automatisch und von Herzen anständig zu verhalten, ohne die Augen auf dem Verhalten anderer zu haben.
Ich sprach mit einem Pärchen, das nicht gläubig war und mit dem Paar befreundet ist. Sie sagten, dass sie die Atmosphäre außerordentlich besonders und schön finden. Es sei außergewöhnlich, wie sich alle verhalten, gemessen an dem, was sie eigentlich kennen.
Wir tauschten uns über verschiedene Ansichten, auch den Glauben betreffend aus. Über das Evangelium. Dass wir von Gott getrennt und in Sünde gefallen sind, wie wir tagtäglich an Krankheiten, Behinderungen, Unfällen und Tod merken. Hierin hatten sie eine andere Sichtweisen. Das Leben als Fluss, das immer wieder in anderer Form irdisch stattfindet. Der Mensch als Tier, der ihm in keinster Weise überlegen ist. Wir fanden es spannend, uns konstruktiv über unsere unterschiedlichen Ansichten zu unterhalten und sie merkten, dass ich und andere, mit denen sie sich unterhielten, ein Fundament für unseren Glauben haben, das nicht oder nicht nur auf Gefühlen beruht. Sondern dass ich festgestellt habe, dass dies alles die Wahrheit ist. Ich sagte, dass ich insofern tiefenentspannt bin, dass wenn jemand zu mir sagt, er hält meinen Glauben für Unsinn und möchte ihn mir widerlegen, ich der erste bin, der sich auf ein Gespräch bei Bier oder Kaffee zur Verfügung stellt. Wenn mir jemand meinen Glauben wiederlegen kann und er tatsächlich unsinnig sein sollte, so würde ich nicht mehr daran glauben. Warum auch? Ich glaube daran, dass dies nicht möglich ist, weil sich mein Glaube als absolut wahr erwiesen hat. Doch, rein hypothetisch gesprochen, könnte ich mich irren und das gestehe ich mir gerne zu. Daher bin ich ganz entspannt. Ich habe mein halbes Leben lang mit dem Glauben an Gott gehadert und habe einen Abschluss in Evolutionsbiologie. Wer also über Sinn und Unsinn des Glaubens reden möchte - jederzeit gerne.
Ich merkte, dass das Paar zum Nachdenken kam. Könnte es sein, dass an diesem christlichen Jesusglauben wirklich mehr dran ist?
Wir kamen auf das Thema Channeling. Einen bestimmten Autor, der sagt, er habe mit Gott persönlich geredet und dieser habe ihm im Detail erklärt, dass er kein richtender Gott sei und dass wir hier auf der Erde sind, um Erfahrungen zu machen und nicht wie es die Bibel sagt - hier musste ich erstmal meine biblische Ansicht darüber darlegen -, dass wir geistig gesehen tot sind und ins ewige Verderben gehen und dass wir einen Erlöser brauchen. Dass wir ohne Jesus völlig heillos sind und uns schon gar
nicht durch eigene Werke irgendetwas verdienen könnten .
Hierbei wurde mir bewusst, dass wirklich sehr viele esoterische und philosophische Werke darin übereinstimmen, dass Gott NUR Liebe sei und kein Richter. Dass wir KEINEN Erlöser bräuchten, sondern unser Leben schon so komplett vollständig und gut sei, wenn wir es doch nur endlich annehmen und leben würden. Und genau dies sehe ich als eine dämonische Botschaft. Sie ist der Ansicht Gottes, wie sie in der Bibel nachgelesen werden kann, diametral entgegen gesetzt. Nun die Frage: Ist es nur ein Zufall, dass wir hier Gegenpole haben oder zeigt dies, dass tatsächlich höhere Kräfte in Bezug auf diese Ansichten am Werk sind? Wie kann sich dies erklärt werden, wenn es nichts Höheres gäbe bzw. wie vernünftig und logisch wäre ein atheistischer Erklärungsversuch?
Des Weiteren fiel auf, dass Menschen, die nicht an Jesus glauben, ihren eigenen Gott haben, von dem sie absolut fasziniert sind und für den sie alles geben. Ernährung, Umweltschutz, Sport, Aussehen, Geld, Karriere, Poetry Slams, Pick-Up-Art. Es scheint, als würde die Leere, in der bei mir Gott ist, durch diese Dinge ausgefüllt werden. Und gerade beim Thema Umweltschutz stellt sich mir die Frage, wo der Nutzen ist, wenn alles, was das Leben bringt, im besten Fall sieben bis acht Jahrzehnte Leben sind. Wo ist der Nutzen diese für die nachkommende Generation zu nutzen, wenn ich selbst davon nichts mehr mitbekomme? Was habe ich von diesem Altruismus?
Wenn ich nach dem Tode danach beurteilt werde, inwieweit ich diese Welt verbessert habe, macht es Sinn. Aber genau daran glaubt ein Atheist nicht und ein Agnostiker i.d.R. auch nicht. Doch gerade im Bereich Umweltschutz hat man es meiner Beobachtung nach sehr häufig mit Agnostikern zu tun, die nicht an Gott glauben oder zumindest glauben, dieser Gott will, wenn es ihn denn gäbe, wenig mit uns zu tun haben. Wozu also das Ganze? Und wenn ich deswegen Umweltaktivist bin, weil ich glaubte, dafür nach dem Tode belohnt zu werden, dann wäre die Frage doch mal sehr spannend, worauf dieser Glaube gründet und ob der christliche Glaube nicht noch besser begründet ist.
Es hat sich mir die Frage gestellt, ob es auch in anderen Kreisen diese Art und Güte von einer positiven Atmosphäre, einem zwischenmenschlich absolut einwandfreien Verhalten und der festen Glaubensüberzeugung, dass Jesus Christus Realität und Herr ist, zu dem man eine persönliche Beziehung hat, gibt. Wie ist es in anderen Kreisen? Fühlt man sich auch so, wenn man auf einer Hochzeit tiefgläubiger Muslime ist? Oder tiefgläubiger Hindus? Nach allem, was ich weiß, ist das weltweit absolut einzigartig und nur unter wiedergeborenen Christen zu finden. Der Glaube nimmt Gestalt an und erwies sich bei diesem freudigen Ereignis als absolut erfahrbare Realität, die keinesgleichen in der Welt hat. Das merkten wohl auch die ungläubigen Gäste nach eigener Aussage.
Ich weiß, wie es bei Jehovas Zeugen ist. Dort raucht niemand, weil er dafür ausgeschlossen werden würde. Dort trinkt niemand übermäßig, weil er ansonsten von den Ältesten streng ermahnt und sanktioniert werden würde. Dort ist jeder bewusst freundlich, weil das in jedem zweiten Wachtturm-Studienartikel als überaus wichtig vermittelt wird. Dort kommt man gerne mit ungläubigen Gästen ins Gespräch, um ihnen zu zeigen, dass Jehovas Zeugen ganz normale Menschen seien. Und weil man nur ewiges Leben bekommen wird, wenn man die Gelegenheiten auch genutzt hat, um mit anderen über seinen Glauben zu reden.
Auf der Hochzeit der beiden wiedergeborenen Christen war es anderes: Niemand benahm sich daneben, weil er es von Innen heraus so wollte. Es war absolut zwanglos. Vielen sah man an, dass sie den Herrn liebten. Die Trauungspredigt war frei von Herzen getextet und wurde nicht von einer Organisation vorgegeben. Gebete wurden im Bewusstsein gesprochen, dass es Worte zwischen uns und unserem Vater im Himmel sind. Freies Denken und freier Austausch war überaus erwünscht.
So hat mich Gott also in einer Hochzeit berührt und mir gezeigt, was echter Glaube bewirkt und wie real und verändernd und bereichernd er für ein Kind Gottes ist und sogar, dass Außenstehende merken, dass da etwas anders ist, obwohl man gerade mit keinen Sektenanhängern zu tun hat. Jeder Gast hätte problemlos alles infrage stellen können. Einer meinte nach der Trauung: Boah, bei dem Frauenbild sind ja 400 Jahre Aufklärung umsonst gewesen. Ja, es ist doch großartig, wenn sich jemand öffnet, wenn man Gedanken frei äußern kann, wenn man sprechen kann und den Verstand zum Denken benutzt, den Gott uns geschenkt hat.
Ich glaube daran, dass das Ergebnis ein Beschäftigung mit wiedergeborenen Christen und ihrer Glaubensgrundlage, der Bibel, sein wird, dass einfach mehr dran sein muss. Es gibt jedoch eine Ausnahme: Derjenige, der nicht glauben will, wird immer genug Gründe finden, nicht zu glauben. Ich glaube, dass dem so ist, weil Gott uns unseren freien Willen auch frei benutzen lässt. Er will niemand, der widerwillig an ihn glaubt, nur weil es rational wäre, an ihn zu glauben. Derjenige kann frei sein Leben leben, wie er es leben will. Wer aber aufrichtig zu Gott kommt und ihn darum bittet, zu erkennen, ob dies nun wahr ist oder nicht und der dann auch noch die Liebe Gottes annehmen wollen würde, wenn sie denn wahr ist - ich glaube derjenige wird gläubig und ein Kind Gottes werden. Ihm wird auch aufgehen, dass Jesus die Schuld von einem nimmt, und das nicht aufgrund von unseren Taten, sondern ohne Gegenleistung (deswegen bezeichnet man es auch als Gnade - sonst wäre es ja ein Lohn, wie Paulus argumentiert, z.B. in Rö. 11:6). Das Plädoyer Jesu lautet: Ich vergebe dir, nun sündige nicht mehr. Das Plädoyer von Religionen und Sekten lautet: Sündige nicht mehr, und vielleicht ist dir Gott gnädig.
In Liebe
Kyp